8 »Erst eine breite Datenbasis schafft die Voraussetzung für eine Robustheit in den Ergebnissen durch KI.« Dr. Michael Gallmeier Welche Vorteile bringt KI kleinen und mittleren Unternehmen? Was wir mit dem KI-Einsatz realisiert ha- ben, sind Funktionen und Features, um komplexe Prozesse zu automatisieren, und das mit dem Ziel, in Summe die Ver- fahren ressourceneffizienter zu machen. Dafür haben wir uns aus einem Open- source-Baukasten für KI-Lösungen bedie- nen können, vor allem, was Bibliotheken betrifft. Damit meine ich natürlich die Grundbausteine. Dazu kommen muss, wie gesagt, unternehmensspezifisches Wissen als Input, aber auch zur Interpretation der Ergebnisse, also des Outputs. Können Sie dafür ein konkretes Beispiel aus Ihrem Unternehmen nennen? Uns stehen heute bereits sehr viele Pro- zessdaten der Fahrzeuge, zum Beispiel der Erntemaschinen, zur Verfügung, zur Steuerung, zur Dokumentation, aber auch zur Überwachung. Der Weg, den es jetzt zu verfolgen gilt, ist, diese Daten intelligent auszuwerten und zu vernetzen. Schlag- worte sind hier predictive oder preven- tive maintenance. Damit sind die ersten Grundsteine schon einmal gelegt. Gleichzeitig sind diese Daten die Bau- steine für autonomere mobile Arbeits- maschinen. Denn diese und andere Daten können genutzt werden für Umfeldüber- wachung, Situationsabschätzung und In- terpretation des Fahrzustands beziehungs- weise Einsatzkontexts eines Fahrzeugs. Das kann bei einer mobilen Arbeitsma- schine sicherlich auch einmal eine Stra- ßenfahrt sein, aber das ist zweitrangig. Im Wesentlichen geht es um den Arbeitspro- zess. Und da kommen ganz andere Dinge zum Tragen, nämlich Bodenbedingungen, Geländeeigenheiten, eine Hangneigung, Feuchtigkeit oder Rutschgefahr auf einem Seitenhang. Das geht zum Schluss damit einher, dass die Autonomie nicht nur ein auto- nomes Fahren ist, sondern ein autonomer Arbeitsprozess, ein Arbeitsverfahren un- abhängig vom Menschen. Dafür sind noch viele sensorische Lücken zu schließen, Dr.-Ing. Michael Gallmeier, Jahrgang 1978, studierte Maschinenbau mit Schwerpunkt Fahrzeugtechnik an der Fachhochschule (FH) Regensburg. Es folgte die Promotion an der TU München am Lehrstuhl für Agrartechnik bei Prof. Dr. Hermann Auernhammer im Bereich Bewertung dieselelektrischer Antriebe in mobilen Arbeitsmaschinen. Seit 2008 ist Michael Gallmeier bei Holmer Maschinenbau tätig. In seiner aktuellen Position verantwortet er den Bereich Entwicklung. Als Mitglied des Projektbeirats begleitet er den Auf- und Ausbau des Fraunhofer IKS. auch Interpretationslücken. Das betrifft Zusammenhänge und Situationen, die für einen Fahrer heute ganz klar sind, aber für den Rechner eben erst einmal nicht. Aber wenn ich diese Lücken mithilfe von KI schließen kann, besteht die Chance, die Ma- schine rund um die Uhr einzusetzen. Und das integriert in die gesamte Prozesskette. Wo sehen Sie die größten Herausforde- rungen für KI im praktischen Einsatz? Wir als mittelständischer Maschinenbauer werden natürlich in erster Linie für den Maschinenbau wahrgenommen. Aber wir kämpfen auch um die Wahrnehmung, diese Maschinen möglichst intelligent zu steuern. Dafür brauchen wir das Know- how, das heißt, wir kämpfen um den Nachwuchs. Leider ziehen uns die großen Konzerne die Masse an Absolventen von Hochschulen und Universitäten ab. Hinzu kommt, dass sich dieses Know- how erst wirklich fruchtbar einsetzen lässt, wenn man es mit dem bereits angespro- chenen Nischenwissen in den Unterneh- men verbinden kann. Das ist eine Heraus- forderung: KI und alles, was damit zu tun hat, ist in der Lehre an den Hochschulen und Universitäten relativ neu. Das heißt, dieses Wissen liegt bei den jungen Mit- arbeiterinnen und Mitarbeitern, die noch nicht lange im Unternehmen sind. Demge- genüber ist das unternehmensspezifische Wissen schon etwas länger eingesessen. Und diese zwei Ansätze oder auch Denk-